- Offizieller Beitrag
In den P(R)eviews wurde am 04. Dezember 2014 folgende Frage gestellt:
Wird es immer weniger… ?
Mein Kommentar:
Die virtuelle Buschfliegerszene war nie recht umfangreich. “Dickblechfliegerei” war und ist das Geschäft, mit dem sich die allermeisten Simmer identifizieren.
Mit den kleinen GA-Flugzeugen konnte und kann eine überwiegende Mehrheit nicht allzu viel anfangen, wird teilweise auch heute noch eher müde belächelt.
Als vor etwa 10 Jahren die Gruppe “Bush Pilots” entstand, war das Unterfangen für die meisten Homepilots völliges Neuland. Man merkte jedoch schnell, dass diese Art der Fliegerei erheblich herausfordernder ist, als man sich hätte vorstellen können.
Enthusiasmus und Engagement waren groß, das Wissen darum sprach sich schnell herum, Mitglieder schrieben sich ein.
Auf dieser Basis entstand kurz darauf ein weiterer Club, das ehemalige “Westwood Inn”.
Die großflächigen Szenerien entwickelten sich schnell weiter, der FSX wurde veröffentlicht, die alten Computer waren den Anforderungen nicht mehr gewachsen.
Teilweise hohe monetäre Investitionen wurden erforderlich, das Ergebnis war dafür aber auch umwerfend. Was da auf dem Monitor ablief, war die wahre Freude.
Die Krönung kam dann mit der Veröffentlichung der Orbx-Szenerien. Diese sind bis heute die Grundlage für einen gepflegten Flug im Hinterland.
Orbx hat über 30 000 eingetragene Mitglieder, von denen die meisten mehr als eine Flächenszenerie besitzen. Nicht selten findet man Angaben von 15 und mehr pro User.
Die Masse der Anwender sitzt in Australien und den USA. Aber auch Europa braucht sich beileibe nicht zu verstecken.
Was machen diese vielen Anwender mit ihren Szenerien? Vermutlich fliegen die meisten daheim allein im stillen Kämmerlein. Nachforschungen im Netz ergeben nicht gerade eine hohe Anzahl virtueller Busch-Fliegerclubs (weltweit), die sich zudem online zu gemeinschaftlichen Flügen treffen.
Auch in diesem Forum sind die Aktivitäten gering im Vergleich zu den eingetragenen Mitgliedern. Lässt man einmal die Anzahl der Einträge der Abertausenden von Screenshots weg, so ist der prozentuale Anteil der Aktiven nicht besonders hoch. (geschätzte Varianz der Namen etwa 150-200, wenn überhaupt.)
Es gibt eine kleine “Online-Fraktion” (PNW Flying Club) , die sich gelegentlich trifft.
User, die bei VATSIM oder ICAO angemeldet sind, haben zumeist das originäre Bedürfnis der Dickbelchfliegerei. Fliegen im Flugsimulator hat bis heute die Tendenz zu großen Maschinen. Man liest immer wieder Anfragen von Anfängern, wie man z.B. eine B737 richtig startet und landet. Auf die Idee, als Anfänger mit einem kleinen Flugzeug die Flugschule des FSX zu durchlaufen, kommen nicht viele.
Es werden zwar auch in den verschiedenen weltweiten Divisionen VFR-Challenges angeboten. Diese werden aber nicht so stark frequentiert. Da reizt eine Weltumrundung mit einer B747 doch viel mehr.
Die Besetzung von kleinen Flugplätzen wie Yakutat, Bella Coola o.ä. erfolgt im Grunde genommen nie, es sei denn, es findet gerade ein spezielles ausgeschriebener Event statt.
Das kommt vielleicht einmal im Jahr vor. Es ist halt kein Bedarf erforderlich. Es sind zu wenig Interessenten, als dass man eine Notwendigkeit dafür sieht.
Wer als Tower-Lotse agiert, will “Traffic” haben und diesen findet man auf kleinen Plätzen wie Paderborn, Dortmund, Kassel oder anderswo in der Welt eher als im tiefsten Hinterland von Kanada oder Alaska.
(Dahin verdrücken sich oftmals die Piloten, die zwar Flugstunden sammeln möchten, aber mit dem Sprechfunk nicht zurecht kommen)
Die skandinavischen Divisionen, insbesondere Norwegen, sind allerdings oftmals sehr gut besetzt.
Die Welt der “Return to Misty Moorings” hat rund 1000 eingetragene Mitglieder. Auch hier sind im Forum aber immer die gleichen Namen zu finden. (geschätzt zwischen 30 und 50)
Die dort angebotenen Szenerien sind ausschließlich für den VFR-Flug entwickelt.
Das Bedürfnis nach Gründung eines virtuellen Online-Fliegerclubs hat sich aber auch hier nie ergeben. Es sind zwar 2 Fluganbieter (virtuelle Airline) vorhanden,
dort kann man aber nur Flüge buchen, allein abfliegen und dann einen PIREP erstellen.
Das gilt auch für “Bushpounder”, einem kleinen Club von Enthusiasten. Aber auch hier nur das eigene Fliegen daheim und eine virtuelle Airline.
In Deutschland:
Bush Pilots (FS2004)
145 eingetragene Mitglieder
20- 30 aktiv im Forum
10-15 aktiv bei Onlineflügen
Backcountry Pilots (FSX)
30 eingetragene Mitglieder
Forumsaktivitäten auf das Notwendige begrenzt
8-10 aktiv bei Onlineflügen
ab 2015
“Westwood’s Trip to the North!”
Wird es immer weniger… in der Buschfliegerszene?
Nein!
Die Simulation mit den “kleinen Kisten” ist durchaus nicht zurückgegangen.
Flugzeuge von Carenado, Alabeo, Lionheart, SibWings u.ä. finden immer noch viele Kunden.
Diese Maschinen sind auch mal für den “kleinen Feierabendflug” zwischendurch geeignet.
Das Konzept von A2A sieht dagegen anders aus. Eine C-172/182/PA28 kann man nun nicht einmal “so durch die Gegend heizen” .
Das eingebaute Flugwerk- und Motorenmanagement verlangt “reales”, bedachtes Fliegen in sehr viel höherem Maß. Bei Nichtbeachtung wird einem der Spaß sehr schnell vergehen, der Motor “verreckt”, das Flugwerk trägt Schäden davon.
Bei den Simmern muss unterscheiden zwischen:
– interessierten Käufern, die allein zuhause den Hobby nachgehen, viele davon auch sehr intensiv und ernsthaft im Umgang mit Flugplanung, Navigation usw.
Der Zulauf an Käufern von Busch-Szenerien ist ungemein gestiegen.
und
– engagierten Onlinefliegern
Die Zahl der aktiven Onlinepiloten dagegen ist weiterhin klein und stagniert.
Alte Namen sind verschwunden, neue hinzugekommen.
Gründe:
– Unwissenheit (kann mit den Möglichkeiten heutzutage eigentlich nicht mehr gelten)
– ungeeignete Onlineverbindung (nahezu auszuschließen)
– Desinteresse an kleinen Flugzeugen
– Desinteresse in Gemeinschaft mit anderen zu fliegen
– Angst, sich beim Onlineflug zu blamieren (mangelnde Flugerfahrung, fehlende Kenntnisse Navigation)
– fehlende Zeit, sich an einem bestimmten Tag für einen Onlineflug festzulegen
– Beachtung festgelegter Flugregeln
– Mangelnde (passende) Angebote von Buschfliegergruppen
Ich stelle bei Gesprächen mit Interessierten immer wieder fest, dass das Wort “online” aus welchen Gründen auch immer, scheinbar eine abschreckende Wirkung hat. Die erste Reaktion ist immer: “Das habe ich noch nie gemacht!”
Manchmal hält auch den Kauf diverser zusätzlicher Software ab, die man benötigt, um am Geschehen teilzuhaben.
Eine entsprechend hochwertige Hardware (CPU, GPU usw.) ist natürlich Voraussetzung für eine dem Auge gefällige und ruckelfreie Darstellung der Bodenstruktur im bodennahen VFR-Flug.
Die Anforderungen in 30000 Fuß Höhe unter IFR-Bedingungen sind andere. Hier legt man Wert auf gut ausgebaute Einzelflugplätze, die zum Start und zur Landung dienen.
Der interessierte Backcountry Chairman hat heute mehr denn je die Möglichkeit, sich sein Szenerie-Lieblingsgebiet auszusuchen, sieht man einmal von exotischen Gebieten ab.
Es gibt virtuelle Bushlines, die Flüge für zuhause anbieten. Wer eine Möglichkeit für Onlineflüge sucht, wird auch diese finden. Für beides ist ein gesundes Interesse Voraussetzung.
Dieter
Backcountry Pilots